Kham Duc – Hoi An: Hinein in den Massentourismus

Der letzte Tag meiner EasyRider-Tour bringt mich aus dem touristischen Niemandsland von Kham Duc hinunter an die Küste. Hoi An ist wohl sicherlich einer der am meisten von Touristen frequentierten Orte Vietnams.

Nachts hat es geregnet und auch morgens sieht es sehr grau aus. Glücklicherweise konnte ich ja gestern noch die Reisfelder im Sonnenschein genießen. Für die Abfahrt durch den Wald ist das nicht so tragisch, im Gegenteil. Die Nebelschwaden zwischen den Bäumen sind sehr reizvoll. Zwar dominiert auf dieser Strecke noch der Regenwald, aber man sieht schon, dass entlang der Straße sich die Baumplantagen und Ananasfelder breitmachen.

Das Ende der Berge markiert gleichzeitig auch den Beginn dichter Besiedlung. Einen kurzen Stopp legen wir noch bei einen Cao-Dai-Tempel ein. Diese Religion nimmt Anleihen sowohl bei asiatischen als auch christlichen Religionen. Eine entsprechend wirre Mischung findet sich auch in der Architektur des Tempels wieder. Der nächste Stopp bei einem Hindutempel aus dem 11. Jahrhundert kommt mir dann schon vertrauter vor, denn er erinnert mich an die Tempel von Polonnaruwa in Sri Lanka.

Zum Mittagessen erreichen wir Hoi An, das schon Züge einer künstlichen Stadt trägt. Jedenfalls verstellen mir die Menschenmassen und die vielen Geschäfte den Blick auf die historischen Gebäude. Vielleicht gewöhne ich mich ja die nächsten zwei Tage noch daran. Abends erleuchten viele Lampions die Stadt: Schön anzusehen, aber auch extrem inszeniert.

Links

Kon Tum – Kham Duc: Willkommen in der Lonely Planet freien Zone

Normalerweise ist der Lonely Planet mein ständiger Begleiter – auch weil es ihn immer wieder günstig als ebook gibt. Heute hat er mich verlassen: Das Gebiet, durch das ich reise, gibt es im Reiseführer gar nicht!

Zunächst besichtige ich aber noch etwas Kon Tum, eine durchaus ansprechende Stadt. Mich fasziniert besonders die ca. 150 Jahre alte von Franzosen erbaute Holzkirche. Sie ist von der Architektur ungewöhnlich: Das Kirchenschiff hat eine Kreuzform mit dem Altarraum in der Mitte und ist praktisch rundum verglast und dadufch sehr hell. Die Fenster sind so angebracht, dass man auch im Sitzen stets nach draußen sehen kann.

Auf der Weiterfahrt besuchen wir noch zwei Dörfer von Minderheiten, die Herstellung von Reispapier und von Ziegelsteinen. Bemerkenswert ist, dass von mir als Touri überhaupt keine Notiz genommen wird. Die Erklärungen kommen nur von meinem Guide Vien, zu kaufen gibt es nichts. Die Gegend war im Vietnamkrieg stark umkämpft und so verwundert es nicht, dass wir auch an ein paar Denkmälern vorbeikommen.

Richtig schön aber wird die Strecke erst als es wieder in die Berge hinauf geht. Ca 1100m hoch ist der Pass, über den wir heute rüber müssen. Ich bin froh auf dem Motorrad hinten zu sitzen. So kann ich den Blick immer wieder nach oben in die Baumwipfel lenken. Aus dem Auto oder Bus wäre das nicht möglich.

Kurz vor dem Tagesziel Kham Duc erreichen wir dann wieder die Reisterrassen. Die Dorfbevölkerung ist gerade damit beschäftigt, die jungen Setzlinge aus den Feldern zu nehmen und mit größerem Abstand in andere Felder zu versetzen. Eine harte Arbeit. Verblüfft bin ich dann etwas als wir plötzlich in Kham Duc vor dem Hotel stehen: 5 Stockwerke mit Aufzug und richtiv komfortabel. Irgendwie hatte ich das hier im Nirgendwo nicht erwartet.

Links

Dem Ho Chi Minh Trail vom Lak Lake nach Kon Tum folgen

Die nun folgenden zwei Etappen folgen im Wesentlichen dem Ho Chi Minh Trail im Westen Vietnams. Die Vietkong haben hier und in den Nachbarländern Laos und Kambodscha eine leistungsfähige Versorgungsinfrastruktur aufgebaut. Heute sind an dessen Stelle Straßen getreten.

Vom Lak Lake geht es zunächst auf kleinen Nebenstraßen weiter. So kommen wir auch durch die Dörfer ethnischer Minderheiten, die aber auf mich keinen sehr einladenden Eindruck machen. Zwar sind alte Baustile teilweise erhalten geblieben, aber die Dörfer und Menschen wirken auf mich assimilierter als im Norden. Es kommen auf den Plantagen jetzt neue Pflanzen dazu: Kakao und Cashewnüsse zum Beispiel.

Bevor wir auf der zweiten, kurzen Etappe nach Buon Ma Thuot kommen, machen wir noch einen Abstecher zum Thac Dray Sap Wasserfall. Jetzt in der Trockenzeit führt er zwar deutlich weniger Wasser, aber die Gegend ist auch so sehr schön. Auch baden können wir im Fluss. Der kleine angeschlossene Zoo ist eher als Trauerspiel zu bezeichnen. Von artgerechter Haltung kann hier keine Rede sein.

Buon Ma Thuot ist keine besonders schöne Stadt. Genügend Einkaufs- und Übernachtungsmöglichkeiten bietet sie aber. Danach wird es dann etwas trostlos. Ca 180km geht es auf der gut ausgebauten Straße nordwärts. Schwer vorstellbar, dass hier zu Zeiten des Vietnamkrieges noch dichter Dschungel war und die Gegend als malariaverseucht galt. Heute ist es ein relativ dicht besiedeltes Gebiet. Lediglich die riesigen Gummibaumplantagen fallen dazwischen auf. Mittags erreichen wir dann Pleiku und haben diese Durststrecke hinter uns gebracht.

Nach Pleiku wird die Landschaft wieder interessanter. Einige Vulkankegel sind zu sehen und unser nächstes Ziel ist denn auch ein Kratersee, der Bien Ho. Am Rand gibt es auch ekn paar Reisfelder, die gerade friscg bepflanzt sind und durch ihr helles Grün ins Auge stechen.

Kurz danach erreichen wir auf der kleinen Nebenstraße am See die Buu Minh Pagode. Auch hier fällt mir wieder der Unterschied zu den thailändischen und laotischen Tempeln auf: Es ist viel weniger farbig, eher zurückhaltend elegant. Unser Tagesziel ist Kon Tum. Das Konklor Hotel liegt etwas außerhalb dicht an einer Brücke von der man den Sonnenuntergang beobachten kann. Obwohl ich zuerst Bedenken hatte, bei den im Easy-Rider-Paket enthaltenen Unterkünfte mit sehr einfachen Zimmern zufrieden sein zu müssen, hat sich das nicht bewahrheitet. Doppelzimmer in Mittelklassehotels bekommt man hier schon für um die 10€.

Links

Dalat – Lak Lake: Auf dem Easy Rider Klassiker

Dalat ist die heimliche Hauptstadt der Easy Rider: Es gibt mehrere Anbieter und ca. 300 Fahrer. Die populärste Strecke führt von Dalat nach Hoin in fünf bis sechs Tagen. Und so ist es kein Wunder, dass ich heute immer wiedef andrren Easy Ridern begegne.

Die Umgebung von Dalat bietet mehrere touristische Attraktionen und einige davon stehen heute auch auf meinem Plan. Zunächst machen wir einen kurzen Stopp bei einem der Gewächshäuser, die mir ja gestern schon aufgefallen waren. Hauptsächlich werden hier Rosen, Gerbera und Lilien angebaut. Dann geht es weiter zu einer Wieselfarm, einem Kaffeeveredelungsbetrieb. Die Kaffebohnen werden zunächst von den Wieseln gefressen und wieder ausgeschieden, dann gewaschen und wie üblich weiterverarbeitet. Das Ergebnis ist ein kräftiger, aber runder Kaffee zu einem besonderen Preis. Die Haltung der Wiesel in Käfigen finde ich aber nicht sehr artgerecht.

Das nächste Ziel, eine kleine Seidenmanufaktur ist da schon interessanter: Hier wird der gesamte Prozeß vom Anbau der Maulbeerbäume, dem Sammeln der Kokons, der Herstellung, des Webens und Färbens abgedeckt. Hierfür kommen uralte Maschinen zum Einsatz. Der Webstuhl wird z.B. durch eine frühe Form von Lochkarten gesteuert.

Danach geht es weiter zum Elefanten-Wasserfall praktisch direkt neben der Seidenmanufaktur. Wieder ein eindrucksvoller Fall. Es geht auf einem steilen und rutschigen Pfad hinunter. Zwischendurch kann man sogar ganz nah ran bis die Gischt einem die Sicht vernebelt. Wieder oben angekommen kann ich dann die gleich daneben liegende Linh An Pagode besuchen. Der große lachende Buddha reicht aber nicht mehr, denn jetzt wird eine über 40m hohe Buddhastatue gebaut.

Durch Kaffeeplantagen und Wald geht es teils auf Sandstraßen weiter. Es ist eine wirkluch schöne Strecke, die nachmittags noch einige Höhepunkte bereithält. Besonders interessant finde ich die schwimmenden Dörfer im Buoch Dong, deren Bewohner ursprünglich aus dem Mekong Delta stammen. Rechtzeitig vor der Dämmerung erreichen wir den Lak Lake, wo wir in einem traditionellen Langhaus übernachten.

Der Stausee Buoch Dong

Links

Dalat – ein vietnamesischer Ferienort

Dalat ist eine für Vietnam ungewöhnliche Stadt: Durch ihre Lage im Hochland ist das Klima viel angenehmer. So hat sich Dalat zu einer Art Sommerfrische, einem Ferienort für Vietnamesen entwickelt. Ich verbringe hier einen Ruhetag bevor es mit dem Motorrad weitergeht.

Mein erstes Ziel ist die Linh Son Pagode. Das ist natürlich kein Ausflugsziel für Vietnamesen und deshalb bin ich der einzige Besucher. Die im Garten des Tempels stehende Pagode ist sehr hübsch, fällt aber erst auf den zweiten Blick auf. Ich schlendere weiter durch die Stadt, in der mir viele Bauten aus der französischen Kolonialzeit auffallen.

Das nächste Ziel ist das Crazy House, eine der Hauptattraktionen von Dalat. Die Eigentümerin hat ihrer Phantasie hier freien Lauf gelassen. Mit Beton wurden natürliche Formen nachempfunden. Man kommt sich vor, als würde man durch ein riesiges Baumhaus laufen – über Wurzeln und schmale Brücken. Und in der Tat überwuchert dieser Komplex immer mehr Häuser in der Nachbarschaft und macht daraus ein Disneyland.

Am See entlang geht es weiter zum kleinen Bahnhof. Heute fährt hier nur noch ein Touristenbähnle in das Umland. Allerdings ist die Fahrt nicht besonders lohnend, da sie nur durch Gewächshäuser für Blumen führt, also durch ein Meer von Plastikfolie.

Links

Cat Tien – Mui Ne – Dalat: Easy Riding

Busse haben den Nachteil, dass sie nicht immer die schönste Strecke fahren und man auch nicht mal schnell einen Fotostopp einlegen kann. Eine gute, wenn auch teurere Alternative sind Easy Rider: Man mietet sich einen Motorradfahrer, der einen mitsamt Gepäck als Sozius mitnimmt. Die Route wird dabei an der touristischen Attraktivität ausgerichtet.

Meine erste Route führt mich in zwei Tagen mit je 200km vom Cat Tien Nationalpark durch das Hochland an die Küste bei Mui Ne.

Unser Weg führt uns dabei meist über kleinere Straßen. Ein Abstecher geht zu einer auf dem Berg gelegenen Pagode. Hier beeindruckt mich aber mehr die Lage als das Bauwerk. Immer wieder halten wir an: Kaffee, Mittagessen oder nur Fotostopps. Insbesondere der Kaffee wird richtig zelebriert, schließlich ist er hier auch das Hauptanbauprodukt. Aber auch Tee, Bananen, Pfeffer, Papaya, Mango und Drachenfrüchte sehen wir viel.

Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir dann Mui Ne, einen Badeort, der mir aber nicht sonderlich gefällt. Das ändert sich aber am nächsten Morgen: Wir starten auf meinen Wunsch schon um 7:00 ohne Frühstück. Genau richtig gemacht, denn wir kommen am Seafoodmarkt vorbei: Direkt im Watt werden Muscheln, Garnelen, Tintenfische und Hummer gehandelt: Ein farbenprächtiges Spektakel. Erst danach gibt es eine Rinder-Nudelsuppe zum Frühstück.

Danach stehen die beiden Dünengebiete von Mui Ne auf dem Programm: Die roten Dünen liegen direkt neben der Stadt, die weissen ca. 20km außerhalb. Die weissen Dünen sind zwar größer, aber hier stören mich die Quads und 4WDs, die auch im Gelände fahren dürfen.

Der Höhepunkt des Nachmittags ist der Wasserfall von Pongour. Ich habe nun schon so viele Wasserfälle gesehen, aber manche überraschen mich immer wieder. Dieser Wasserfall besteht eigentlich aus mehreren nebeneinander, die aus der Ebene in eine breite Schlucht stürzen. Danach geht es dann nach Dalat, der vietnamesischen Sommerfrische, wo ich morgen eimen Ruhetag einlegen möchte.

Links

Koh Ta Kiev – Meine Robinsoninsel

Nach den letzten Tagen mit doch relativ viel Reisezeit gönne ich mir jetzt vier Tage Urlaub vom Urlaub. Mein Ziel ist die kleine Insel Koh Ta Kiev vor Sihanoukville: Nur mit einer Handvoll kleiner, sehr einfacher Resorts erschlossen, keine Straßen, aber Wanderpfaden durch das Inselinnere.

Um 9:00 werde ich im Mangroves&more abgeholt und mit dem Tuk-Tuk zum Strand gebracht, wo schon ein Ausflugsboot auf mich wartet. Einen Linienverkehr nach Koh Ta Kiev gibt es nicht: entweder muss man ein eigenes Boot chartern (40$) oder man hat wie ich Glück mit einem Ausflugsboot (5$). Alle anderen Fahrgäste machen nur einen Tagesauflug mit drei Stopps. Für mich ist am zweiten Stopp Endstation: Wir halten direkt vor meiner am Strand gelegenen Strohhütte (15$).

Mein neues Domizil

Nachmittags suche ich mir dann einen geeigneten Baum für meine Hängematte und mache mich danach noch auf den Weg zum Elephant Rock. Die Pfade im Inselinneren führen durch Dschungel, sind aber gut erkennbar. Zum Sonnenuntergang muss ich natürlich wieder im Resort sein. Für drei Stunden gibt es jetzt auch Strom aus dem Generator.

Nach einer Nacht mit der Begleitmusik der Brandung starte ich vormittags zu meiner ersten längeren Wanderung. Abwechselnd am Sandstrand entlang und durch den Dschungel komme ich an den Resorts 103 Tents und Kactus vorbei. Beide sind noch etwas größer und haben auch höherpreisigere Baumhäuser. Mein Ziel aber ist das Fischerdorf, ein paar Hütten auf Stelzen im Meer, die nur über einen Steg oder mit dem Boot erreichbar sind. Im Yum Yum, einer dieser Hütten bekomme ich zum Mittagessen hervorragend zubereitete Krebse in Soße. Auf dem Rückweg muss ich dann doch noch ein kurzes Stück weglos gehen. Im dichten Dschungel sind auch 200m eine Herausforderung.

Links

Karte

Sihanoukville – Chinatown

Früher stand der Begriff Chinatown für Stadtviertel mit überwiegend chinesischer Bevölkerung und einem besonders exotischen Flair – inbesondere in westlich geprägten Großstädten. Heute bekommt der Begriff eine ganz neue Bedeutung: Chinesen erschließen weite Gebiete Südostasiens für ihre touristischen Bedürfnisse.

So auch in Sihanoukville. Schon bei der Ankunft mit dem Bus fallen mir die vielen chinesischen Geschäftsschilder auf. Nun ist aber das Zentrum Sihanoukvilles nicht gerade touristisch attraktiv. So haben chinesische Investoren mit der Errichtung neuer Stadtviertel an den Stränden südlich der Stadt begonnen.

In Otres Beach 2 ist das besonders auffällig: Der Gürtel hinter demStrand wurde großräumig planiert undmit dem Bau von Hochhäusern und Vergnügungstempeln begonnen. Die bisherige Backpackerszene hat sich dahinter zurückgezogen, man sieht aber auch schon einige Geschäftsaufgaben. Ich fürchte, dass sich so wie hier auch andere Ferienziele deutlich verändern werden.

Man sollte aber so fair sein zuzugeben, dass wir Europäer nicht das Recht haben, die Zukunft dieser Ecke der Welt zu bestimmen. Ob allerdings die Zielländer adäquat an der Entwicklung teilhaben werden bezweifle ich schon.

Links

Karte