Tolle und grauenhafte Eindrücke

Heute war wieder so ein Tag, der so voll mit unterschiedlichen und widersprüchlichen Erlebnissen ist, dass man eine Weile braucht um ihn zu verarbeiten.

Aber der Reihe nach. Ich habe mir für heute einen Motorradfahrer gemietet, da ich mir ein paar Ziele außerhalb von Battambang ansehen möchte. 20$ kostet das. Noch bevor der Fahrer kommt mache ich einen kleinen Stadtrundgang verbunden mit einem Frühstück. Auch hier haben die Franzosen ihre Spuren hinterlassen: Es gibt guten einheimischen Kaffee und Pain au Chocolat – allerdings zu fast europäischen Preisen.

Mein erstes Ziel ist das Dorf Wat Kor, wo es noch ein paar alte Häuser gibt. Zwei davon kann man auch besichtigen. Bei der persönlichen Führung durch die Eigentümer wird schnell klar: Sie gehörten früher zum Bürgertum – und deshalb wurden die Familien durch die Roten Khmer fast vollständig umgebracht. So ist es ein kleines Wunder, dass die Häuser und einzelne Bewohner das Massaker überstanden haben.

Danach folgen wir dem Fluss weiter nach Süden bis zu einer Stelle, wo die Bäume dicht mit Flughunden behangen sind. Gegen Mittag hat aber kaum einer Lust zu fliegen.

Nicht weit entfernt stehe ich dann vor dem Phnom Banan, einem Berg, der unvermittelt aus der sonst pottebenen Landschaft aufragt. Eine Treppe führt mich steil und mühsam hinauf zum Gipfel, auf dem der Khmer-Tempel Wat Banan steht, der an Angkor Wat erinnert und auch aus der gleichen Zeit stammt. Im Abstieg über einen steilen Bergpfad komme ich an der Höhle Bet Meas vorbei. Ein lokaler Führer zeigt mit das Innere der Tropfsteinhöhle. Danach ist Zeit für ein Mittagessen im kleinen Restaurant. Auch wenn ich fast der einzige Gast bin ist jetzt wieder Geduld gefragt.

Den Nachmittag verbringe ich am Phnom Sampov, einem weiteren Berg und dem wohl touristischsten Ort um Battambang. Er bietet gleich mehrere Sehenswürdigkeiten. Fast 1000 Stufen führen zum Gipfel hinauf auf dem sich eine Pagode und ein Kloster befinden. Die Pagode ist ein hohe Goldspitze, in deren Inneren sich wieder eine Pagode verbirgt.

Nur wenige hundert Meter von diesem prachtvollen Bauwerk erreiche ich einen grauenhaften Ort: die Killing Caves. Hier haben die Roten Khmer gefoltert und ihre Opfer dann von oben in die Höhle geworfen. Deren Gebeine befinden sich teilweise noch heute in der Höhle. Davor zeigen Skulpturen sehr bildhaft die Foltermethoden. Aber auch die Führer können aus persönlicher Erfahrung berichten. Schließlich hat fast jeder Kambodschaner Angehörige, die bei dem Genozid umkamen und vielfach mussten die Kinder die Folterung und Ermordung ihrer Eltern mitansehen.

Am Fuß des Berges befinden sich einige Straßenlokale, von denen man einen Blick auf die Bat Caves hat. Jeden Tag gegen 17:30 verlassen Millionen Fledermäuse die Höhlen um sich auf Nahrungssuche zu begeben. Es ist faszinierend, wenn sie wie schwarze Wolken aus dem Berg strömen. Das Spektakel dauert fast eine Stunde, dann machen wir uns mit dem Motorrad auf den Heimweg.

Bat Cave – Phnom Sampov (2:30 min)

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